Kontakt - Philharmonische Gesellschaft Paderborn e.V.

Virtuose Brillanz in der Paderhalle

Die Jungen Sinfoniker OWL überzeugen mit bedeutenden Meisterwerken - Julian Gast spielt Chopins 1. Klavierkonzert

Virtuose Brillanz in der Paderhalle

PADERBORN (WV). Viel Sympathie prägte am Sonntag das Konzert der Jungen Sinfoniker OWL in der gut besuchten Paderhalle. Dafür sorgten zu den strahlenden Gesichtern der jungen talentierten Musiker auch erheiternd eine rote Spielzeugente als Maskottchen neben dem Dirigentenpodest, vor allem aber das versierte Dirigat von Anne Hinrichsen sowie das brillante Klavierspiel des jungen Erfolgspianisten Julian Gast.

Die in Bielefeld ansässigen Jungen Sinfoniker (JuSis) treten seit 2008 mit ihrem Winterprogramm zu Beginn jedes Jahres als Gäste der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn in der Paderhalle auf. Für das aktuelle Konzert hatten rund 60 junge Instrumentalisten in einem einwöchigen Projekt ein sehr anspruchsvolles Programm einstudiert, das sie auf hohem, künstlerischem Niveau und mit erfreulich lebhaftem Engagement musizierten.

Dirigentin Anne Hinrichsen führte das exzellent vorbereitete Orchester hochgradig motivierend, mit geschickter Mimik und Gestik durch die oft schwierig zu spielenden Musikwerke.

Ludwig van Beethovens (1770-1827) tragische „Ouvertüre zu Coriolan" op. 62 in c-Moll (1807) eröffnete den Konzertabernd. Der Musik der Coriolan-Legende liegt das gleichnamige Schauspiel von Heinrich Joseph von Collin zugrunde. Coriolan belagerte nach seiner Vebannung die Stadt Rom, ließ aber auf Drängen seiner Mutter von seinem Plan ab und beging wegen seiner gescheiterten Situation am Ende Selbstmord.

So klingt die anfangs kraftvolle Ouvertüre am Ende mit nachlassenden Pizzicato-Tönen aus, diesmal ohne die für Beethoven typische Apotheose des Heroischen. All die dramatischen Motive finden sich in Beethovens sinfonisch an gelegter Musik wieder, womit diese bereits Elemente der aufkommenden Musikgattung „Sinfonische Dichtung" aufzeigt.

Solist des folgenden Klavierkonzertes in e-Moll op. 11 (1830) von Frederic Chopin (1810-1849) war der 1999 in Leipzig geborene Julian Gast, der bereits vor zwei Jahren mit den Jungen Sinfonikern in der Paderhalle Rachmaninows 3. Klavierkonzert aufführte. Auch im Chopin-Konzert bewies er erneut seine virtuose Brillanz und sensible Musikalität. Sein gut dosierter Pedalgebrauch wirkte sehr kontrolliert, und die vielfältigen Motive kamen nuanciert zur Geltung. Im finalen Rondo war der Rhythmus des Krakowiak unüberhörbar, eines Volkstanzes aus der polnischen Heimat des damals 20-jährigen Komponisten. Sehr gelungen erwies sich das Zusammenspiel zwischen dem Solisten und dem Orchester. Julian Gast wurde mit kräftigem Applaus gefeiert.

Mit der 2. Sinfonie D-Dur op. 73 (1877) von Johannes Brahms (1810-1897) hatte sich das Orchester ein hoch­ komplexes Werk vorgenommen. Respekt daher, mit welch spielerischer Souveränität die jungen Musiker diese Sinfonie meisterten, die wohl zu den bekannteren und beliebten Kompositionen Brahms´ gehört. Übrigens erklang das Seitenthema des ersten Satzes seit 1956 über Jahre als Pausenzeichen des NDR. Der legendäre Kritiker Eduard Hanslick schrieb 1878, dass die Sinfonie „neue Gedanken und doch nirgends die leidige Tendenz, Neues im Sinne von Unerhörtem hervorbringen zu wollen" aufweise. Immerhin: Brahms hatte, angesichts einer übermächtigen Beethoven-Rezeption, nach langen Jahren endlich zu einem eigenen sinfonischen Stil gefunden.

Für den kräftigen Beifall bedankte sich das Orchester mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms als Zugabe. Der stürmische Schlussapplaus wollte nicht enden, bis die Dirigention das Orchester zum Verlassen des Podiums aufforderte. Ein beeindruckendes Konzertereignis!

aus: Westfälisches Volksblatt, Donnerstag, 31. Januar 2024; Text und Foto Hermann Knaup


Zurück zur Übersicht