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Philharmonische Gesellschaft Paderborn eröffnet Konzertsaison
Klangvoller Höhepunkt zum Tag der Deutschen Einheit
Zum Auftakt ihrer Konzertsaison hat die Philharmonische Gesellschaft Paderborn ein beeindruckendes Festkonzert in der Paderhalle gegeben. Zum Tag der Deutschen Einheit überzeugte das Orchester mit seiner musikalischen Qualität und einem spürbaren Sympathiefaktor.
Nach der traditionsgemäß von Publikum gesungenen Nationalhymne eröffnete das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn unter der bewährten Leitung von Thomas Berning die Veranstaltung mit der Konzert-Ouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ op. 32 (1833) von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847).
Die mythische „Melusine“ muss zur Strafe wegen der Rache an ihrem Vater einen Tag in der Woche als Meerjungfrau verbringen. Als ihr Ehemann das Geheimnis aufdeckt, wird sie zeitlebens diese Gestalt behalten. Dabei geht es Mendelssohn in seiner Musik weniger darum, Meeresszenarien zu imitieren, vielmehr möchte er die Atmosphäre des Dramas stimmungsmäßig in der Musik reflektieren. Auch wenn Mendelssohn selbst leichtfertig und mit einer gewissen Untertreibung feststellte, sein erstes Klavierkonzert sei ein „schnell dahingeworfenes Ding“, so erfreut es sich angesichts seines temperamentvollen Esprits dennoch großer Beliebtheit und weist ein durchaus hohes Niveau auf.
Die Musik verläuft weitgehend rasant und erfordert von den Solisten über weite Strecken virtuose Passagen. Das lyrische Seitenthema im 1. Satz, das E-Dur-Andante (2. Satz) im Stil eines Nocturnes mögen da ruhigere Momente vermitteln, bis das Konzert in einem fulminanten Presto (3. Satz) endet. Die Pianistin Julia Hermanski, in München als „Virtuosin des Jahres 2017“ ausgezeichnet, meisterte das Werk mit traumwandlerischer Spieltechnik und gekonnter musikalischer Gestaltungskraft. Das begeisterte Publikum applaudierte minutenlang, und die sympathische Solistin bedankte sich mit Franz Schuberts „Ständchen“ („Leise flehen meine Lieder“) in einer Bearbeitung von Franz Liszt. Atemberaubend, wie sensibel und nuanciert die Pianistin die Dynamik in dieser nachdenklich stimmenden Musik umzusetzen wusste.
Nach der Pause stand die Sinfonie Nr. 7 in A- Dur op. 92 (1812) von Ludwig van Beethoven (1770-1827) auf dem Programm. R. Wagner sah in ihr die „Apotheose des Tanzes“ und Th. W. Adorno bezeichnete sie als „die Sinfonie par excellence“. Schon die Uraufführung war umjubelt, und das Allegretto (2. Satz) musste laut „Allgemeine musikalische Zeitung“ (26. Januar 1814) wiederholt werden. In der langen und langsamen Einleitung von über 60 Takten entwickelt Beethoven das thematische Material. Dabei ist der Rhythmus ein elementares, die gesamte Sinfonie durchziehendes Prinzip. Dem stürmisch jubilierenden 1. Satz folgt das elegisch wirkende Allegretto. Thomas Berning gab hier ein ruhiges Tempo vor, ganz im Sinne Beethovens, und entwickelte daraus ein faszinierendes Klanggemälde, das sich zwischen Trauermarsch und Weltenklage bewegt.
Das anschließende 5-teilige Scherzo bildet mit seinem lebhaften Charakter einen Kontrast zum 2. Satz. Zugleich ist das Scherzo mit spieltechnischen Tücken durchsetzt, die einem Orchester ein hohes Maß an Konzentration und Virtuosität abverlangen.
Das trifft ebenso für den 4. Satz zu, der als „Presto“ rasant und ununterbrochen wie ein „Perpetuum mobile“ auf das Finale hineilt. Bewundernswert, wie engagiert und spieltechnisch versiert das Orchester diese außergewöhnliche Sinfonie meisterte. Diese großartige Leistung war aber auch dem souveränen Dirigat von Thomas Berning geschuldet, der mit sichtlicher und ansteckender Freude das Konzert leitete. Nach langem und stürmischem Beifall war der verbreitete Eindruck spürbar, ein einzigartiges Konzert erlebt zu haben.
aus: Westfälisches Volksblatt, Paderborn, 7. Oktober 2024, Text und Foto Hermann Knaup