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Mit Mozart und Haydn ins Saisonfinale
Philharmonische Gesellschaft hat aufregende Momente hinter sich
PADERBORN (WV). Ein für die Philharmonische Gesellschaft Paderborn spannender Konzertzyklus 2023/2024 hat mit dem Orchesterkonzert am Sonntag (16. Juni) in der Kaiserpfalz einen strahlenden Abschluss gefunden. In der nächsten Saison steht der Ort nicht zur Verfügung.
Thomas Berning hatte mit seinem Orchester ein geschickt zusammengestelltes Programm mit Werken der „Wiener Klassik“ einstudiert, das sowohl vom Orchester als auch von den beiden Solisten des Konzertabends, Michael Wild (Violine) und Olof von Gagern (Viola), meisterlich und mit spürbarer Spielfreude dargeboten wurde.
Joseph Haydn hat mehr als 20 Opern geschrieben, leider werden seine Bühnenwerke noch immer als „Stiefkinder“ in der Musikszene behandelt. Erfreulich ist es daher, dass die Musiker den Konzertabend mit der Ouvertüre zu Joseph Haydns (1732-1809) einaktiger Oper „L’isola disabitata” Hob. XXVIII:9 (1779) eröffneten. In „L’isola disabitata” (Die unbewohnte Insel) bleiben nach einem Seeräuberüberfall zwei Frauen auf einer Insel zurück. Der Ehemann einer der beiden Frauen sucht und findet nach Jahren die Frauen wieder.
Die Dramatik dieser Robinsonade wird in der „Sinfonia“ dieser Oper bereits musikalisch angedeutet. Gleich zu Beginn des Konzertes wurde zugleich erkennbar, dass Thomas Berning die ausgesuchten Werke des Konzertes nicht im Sinne einer missverständlichen „Schöngeistigkeit“, vielmehr im Geiste ihrer inneren Dramatik verdeutlichen möchte. Zudem nahm er auch bei allen drei Werken die Tempi recht zügig und konnte damit die musikalischen Spannungsbögen stringent aufrechterhalten.
Solisten bestens aufeinander eingespielt
Das wurde auch in der folgenden „Sinfonia Concertante Es-Dur für Violine, Viola und Orchester“ KV 364 (ebenfalls 1779) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) sehr deutlich. Die anspruchsvollen Solopartien spielten Konzertmeister Michael Wild (Violine) und Olof von Gagern (Viola), ebenfalls Mitglied des Orchesters. Beide Solisten wirkten bestens aufeinander eingespielt und meisterten ihre musikalischen Dialoge mit bravouröser Souveränität. Auch die virtuosen Kadenzen gelangen exzellent bis hin zu den diffizilen Übergängen in die sich anschließenden Orchesterpassagen.
Thomas Berning gelang es ebenso, die Lautstärkebalance zwischen Solisten und Orchester wohltuend auszugleichen. Für den stürmischen Beifall der Zuhörer spielten die Solisten ein geistreiches und humorvolles Duett für Violine und Viola von Antonio Bartolomeo Bruni (1757-1821) als Zugabe.
Nach der Pause dankte der Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft, Dr. Nils Gronemeyer, allen Helfern, Mitwirkenden und Konzertbesuchern und erinnerte in einem kurzen Rückblick an manch aufregende Momente in der vergangenen Konzertreihe: so an den spontanen und zugleich genial gelungenen Programmwechsel, als am 3. März dieses Jahres etliche Orchestermitglieder wegen eines Staus nach einem Unfall nicht mehr rechtzeitig kommen konnten.
Auch die „Geburtsstunde“ des „Linden-Klavierquartettes“ bleibt in Erinnerung, nachdem vier junge Solisten kurzfristig am 14. April 2024 für ein anderes Ensemble in der Kaiserpfalz einspringen mussten. Dr. Gronemeyer wies auch darauf hin, dass für das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft in der nächsten Konzertsaison die Kaiserpfalz nicht zur Verfügung stehen kann, da bauliche Veränderungen im Gebäude für das ab Frühjahr 2025 in der Kaiserpfalz vorgesehene Ausstellungsprojekt „1250 Jahre Westfalen“ anstehen.
Der Konzertabend endete mit Mozarts gewichtiger g-Moll-Sinfonie KV 550 (1788), deren Anfangsthema vielen als Erkennungsmelodie einer renommierten Handy-Firma bekannt sein dürfte. Auch hier forcierte Th. Berning die Tempo-Vorgaben, insbesondere im 2. Satz „Andante“. Zugleich arbeitete er mit den freudig agierenden Musikern zahlreiche Details sowie die kontrapunktischen Akzente Mozarts gut nachvollziehbar heraus. Für das erkenntnisreiche Konzerterlebnis in der vollbesetzten Kaiserpfalz dankte das Publikum abschließend allen engagierten Musikern mit kräftigem Applaus.
aus: Westfälisches Volksblatt, Montag, 17. Juni 2024; Text und Foto Hermann Knaup