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Kammermusik in Perfektion

Geschwister Kirill Troussov und Alexandra Troussova brillieren in der Kaiserpfalz

Kammermusik in Perfektion

PADERBORN (WV). Zuletzt war das aus St. Petersburg stammende und jetzt in München ansässige Duo Kirill Troussov (Violine) und Alexandra Troussova (Klavier) im November 2014 zu Gast in der Kaiserpfalz. Für ihr Konzert am vergangenen Sonntag interpretierten die weltweit agierenden Künstler im Rahmen des Konzertzyklus der Philharmonischen Gesellschaft drei bedeutende Werke der Gattung „Sonate für Violine und Klavier“.

Eine besondere, klangliche Attraktion bot zudem die Stradivari „Brodsky" (1702), mit der Adolph Brodsky 1881/1882 die ersten Aufführungen des Violinkonzertes von Peter Tschaikowski aufführte. Kirill Troussov spielt dieses wert- und klangvolle Instrument (Leihgabe) seit 2006. Die Geschwister Troussov musizieren seit ihrer Kindheit gemeinsam und präsentieren sich demzufolge als perfekt eingespielte und ebenbürtige Instrumentalis ten.

Ihren Konzertabend eröffneten sie mit der zweisätzigen Sonate e-Moll für Violine und Klavier KV 304 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Sie ist, entstanden 1778 nach dem Tod der Mutter Mozarts in Paris, die einzige Violinsonate in einer Molltonart und wohl seine bekannteste zugleich. Überzeugend gelang es dem Duo, Mozarts scheinbare Leichtigkeit mit dem dennoch musikalisch Anspruchsvollen feinsinnig in Einklang zu bringen. In der folgenden, viersätzigen Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 in d-Moll Op. 108 (entstanden 1886-1888) von Johannes Brahms (1833-1897) wirkt die damals verbreitete Gleichbehandlung beider Instrumente weitgehend aufgehoben. Über weite Strecken übernimmt der schwierige, komplexe Klavierpart die prägende Rolle, und dennoch vermochte es Alexandra Troussova durchweg, in kongenialer Spielweise die Lautstärkebalance zum Musizieren ihres Bruders angemessen auszutarieren.

Auch die erfolgreiche, ebenfalls viersätzige Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 120 (1886 uraufgeführt und dem Geiger Eugene Ysaie gewidmet) des in Lüttich geborenen Komponisten Cesar Franck (1822-1890) stellt an beide Instrumentalisten enorme spieltechnische Ansprüche, die sie mit bewundernswerter Präzision, einfühlsamer Artikulation und unprätentiöser Virtuosität souverän meisterten.

Überhaupt wirkte das Zusammenspiel des Geschwister-Duos überzeugend homogen, klanglich und dynamisch ausgewogen. Jegliche, einseitige Profilierung unterblieb. Wohltuend auch, dass Kirill Troussov das für Geigen typische Vibrato sehr überlegt, eher dezent stilvoll einsetzte.

Insgesamt fasziniert von einem großartigen Konzertereignis, hielt es nach einem Moment der abschließenden Stille die lang applaudierenden Zuhörer nicht mehr auf den Plätzen. So spielte das Duo zur Freude der Konzertbesucher noch zwei mitreißende Zugaben: einen Walzer für Violine und Begleitung von Peter Tschaikowski und eine Bearbeitung der „Vocali- se“ von Sergej Rachmaninow.

aus: Westfälisches Volksblatt, Dienstag, 21. November 2023; Text und Foto Hermann Knaup


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