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Kammerkonzert der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn
Das international gefragte Minguet-Streichquartett brilliert im Theater Paderborn

Am letzten Sonntag, 4. Mai, konnten Freunde der Kammermusik im Theater Paderborn ein eindrucksvolles Konzert des international gefragten Minguet-Streichquartetts erleben.
Das in NRW ansässige Ensemble, benannt nach dem spanischen Philosophen Pablo Minguet, wurde 1988 gegründet und zählt mit zahlreichen, preisgekrönten Aufnahmen zu den bedeutenden, gegenwärtigen Quartettformationen.
Die Instrumentalisten konzentrieren sich auf die klassisch-romantische Literatur sowie die Musik der Moderne gleichermaßen. So erhielt das Quartett für seine Gesamteinspielung der Werke für Streichquartett von Peter Ruzicka den begehrten ECHO 2010 Klassik.
Den Konzertabend eröffneten die Musiker mit dem beliebten Streichquartett B-Dur op.76 Nr. 4 „Der Sonnenaufgang“ von Joseph Haydn (1797). In der Zeit nach Richard Wagner galt es auch als „Tannhäuser-Quartett“, glaubte man doch, im Thema des 1. Satzes die Melodie von „Freudig begrüßen wir die edle Halle“ herauszuhören. Bereits nach dem 1. Satz applaudierten die Paderborner Konzertbesucher für eine gelungene Interpretation.
So stellten die 4 Musiker die entscheidenden Themenbögen deutlich heraus und spielten sich die in den Instrumentalstimmen wechselnden Motive mit gekonnter Feinabstimmung wechselseitig zu.
Bei dem folgenden „Scherzo für Streichquartett in F-Dur“ (1897) von Arnold Schönberg handelt es sich um den ursprünglichen zweiten Satz seines Streichquartetts in D-Dur. In diesem Frühwerk sind bereits rhythmische wie auch harmonische Wendungen der sich anbahnenden Moderne unverkennbar. Dem Quartett gelang es, die teilweise expressionistische Dramatik dieses unisono ausklingenden Werkes überzeugend zu musizieren.
Das anschließende „Andantino“ aus dem Streichquartett g-Moll op. 10 (1893) von Claude Debussy, vom Minguet-Quartett sehr sensibel gestaltet, gleicht einem fantasiehaften Nocturne, das obendrein polyphone Phasen aufweist.
Dieses Debussy-Quartett mag für den vor 150 Jahren im Baskenland geborenen Maurice Ravel (1875-1937) Vorbild für das eigene Streichquartett F-Dur op. 35 (1903) gewesen sein. Das musikgeschichtlich bedeutende Werk beschloss denn auch mit einer eindrucksvollen Interpretation des Minguet-Quartetts den Konzertabend. Bei der Uraufführung 1904 sorgte das Werk für einen Eklat, weil es gegen tradierte Kompositionsnormen verstieß, dennoch ist es ein geniales Werk, das eigene Akzente für die Kammermusik des Impressionismus setzt. Bemerkenswert sind die Pizzicato-Passagen (gezupfte Klänge auf Streichinstrumenten) im 2. Satz, dann die rasanten Tempo- und Taktartenwechsel sowie faszinierende Klangfarben, die einmal mehr verdeutlichen, dass Ravel ein Meister der Instrumentierung war. Dem Minguet-Quartett gelang auch hier eine mitreißende und zugleich kongeniale Interpretation.
Für den Beifall des Publikums bedankten sich die vier Musiker charmant mit einer Quartettbearbeitung des Chansons „La vie en rose“ von Édith Piaf als Zugabe.
aus: Westfälisches Volksblatt, Paderborn, 6. Mai 2025, Text und Foto von Hermann Knaup