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Gelungener Start in die Konzertsaison

Die Philharmonische Gesellschaft Paderborn begeistert das Publikum beim „Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit" in der Paderhalle. Das Orchester zeigt sich in bester Form.

Gelungener Start in die Konzertsaison

Der diesjährige Staatsfeiertag leitet in das fünfundzwanzigste Jahr der Deutschen Einheit, mit einem Festkonzert veredelt die Paderborner Philharmonische Gesellschaft das feiertägliche Kulturprogramm der Paderstadt. In Vorfreude und gespannter Hörerwartung werden die Plätze in der Paderhalle zügig besetzt. Einigen Familien im Publikum entstammen auch Orchestermitglieder, denn die Philharmonische Gesellschaft versteht sich in gelungener Tradition als „Bürgerinitiative für klassische Musik“ mit dem Ziel, ein erlesenes Programm sinfonischer Musik zu präsentieren.

Heute spielen unter der bewährten Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning gut dreißig Musikerinnen und Musiker Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Ludwig van Beethoven. In festlicher Stimmung erheben sich die Besucher und zum gemeinsamen Lobgesang „Einigkeit und Recht und Freiheit" intoniert das Orchester Joseph Haydns Melodie in sinfonischem Arrangement.

Sogleich entführt Thomas Berning in die Romantik, im Jahr 1833 komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy die Konzertouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine", op.32. Die Musik erzählt von aufbrausenden Gefühlen in Leidenschaft und Verzweiflung, beschreibt Wellenspiel und Meerestiefe, die schöne Melusine muss zur Strafe nach einem Racheakt einen Tag der Woche als Meerjungfrau verbringen, wovon ihr Ehegatte nichts erfahren darf. Heiter beginnen Flöten und Klarinetten, dann erheben sich drohend die Bratschen, tiefe Streicher kontrastieren zu starkem Flötenspiel. Trompetenstöße, Paukenwirbel, Streicherkaskaden untermalen die dramatische Handlung, denn das Geheimnis wird entdeckt und Melusine muss für immer Wassernixe bleiben.

Schon zwei Jahre vor der Konzertouvertüre erschien Mendelssohns erstes Klavierkonzert in g-Moll, op.25, voll der musikalischen Inspirationen nach einer Romreise war das Werk in drei Tagen fertiggestellt. „Molto allegro con fuoco“ benennt der 21- jährige Komponist die Spielweise für den ersten Satz, jugendliche Begeisterung und Energie verströmt auch die Solistin des Abends.

Die taiwanesisch-deutsche Pianistin Julia Hermanski, schon als Virtuosin des Jahres ausgezeichnet und mit Liszt­Interpretationen für den Opus Klassik nominiert, bringt mit Temperament und Eleganz den großen Steinway zum Klingen. Thomas Berning gibt einen kraftvollen Orchestereinsatz vor, der nur sechs Takte umfasst, behände startet die Solistin, erregendes Wechselspiel prägt den ersten Teil, ein Seitenthema leitet in ruhigere Bahnen. Um lästigen Zwischenapplaus zu vermeiden, verkettet Mendelssohn die Sätze und markiert die übergänge galant mit Horn und Trompeten Fanfaren. Im „Andante“ gestaltet Julia Hermanski ein lyrisches und tiefgründiges Melodiengefüge, von Celli und Bratschen gefühlvoll flankiert. Froh und schwelgerisch in Dur-Tonart meistern Solistin und Orchester fast „prestissimo“ den dritten Satz, mit Jubel belohnt.

Einen Ohrwurm für die Pause überreicht Julia Hermanski am Flügel mit dem „Ständchen“ von Schubert in der Bearbeitung von Franz Liszt, vom Publikum mit viel Beifall verabschiedet.

Zum nationalen Feiertag gehört einfach eine Beethoven-Sinfonie, auf dem Programm steht die Sinfonie Nr.7 in A-Dur, op.92. Entstanden 1811/12, in einer Zeit der Neukonstituierung Europas, von Bettina von Arnim als großer Appell zur Völkerverständigung bezeichnet, hat sie in legendären Aufführungen bis heute ihre magische Strahlkraft erhalten.

Das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft in bester Form, beginnt feierlich, „sostenuto“, Holzbläser und Streicher bereiten das beherrschende Hauptthema vor, das den gesamten Satz durchdringt. Die Einleitung zum „,Allegretto“ geschieht mit Gelassenheit, der Dirigent wendet sich liebevoll den Celli und Bratschen zu, die zweiten Vio­ linen setzen fort, das düstere Motiv wird einprägsam entwickelt und mehrfach variiert. Es folgt ein schneller dritter Satz, ein machtvoll vorwärts stürmendes Klanggeschehen. Auch im vierten Satz, doch ohne Hetze, lässt Thomas Berning genügend Raum für Verinnerlichung und Gemütsbewegung. Die ergriffenen Zuhörer danken mit begeistertem Applaus.

aus: Neue Westfälische, Paderborn, 5./6. Oktober 2024, Text und Foto von Gunther Gensch


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