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Deutsche Einheit musikalisch gefeiert

Ausnahmepianist Alfredo Perl begeistert beim Konzertsaisonauftakt der Philharmonischen Gesellschaft

Deutsche Einheit musikalisch gefeiert

PADERBORN (WV). Die Philharmonische Gesellschaft Paderborn hat die Konzertsaison mit einem Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit eröffnet. Das Publikum in der Paderhalle dankte mit stürmischem Beifall für diesen Konzertabend.

Dirigent Thomas Berning erinnerte in einem kurzen Begrüßungswort daran, dass die Tradition dieses Festkonzertes zuletzt 2019 in der Paderhalle möglich war. Umso größer war die Freude, den Tag der Deutschen Einheit wie auch den Beginn der neuen Konzertsaison wieder an diesem Ort begehen zu können.

Nach der von Publikum und Domkantorei gemeinsam gesungenen Nationalhymne eröffnete das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn unter der bewährten Leitung von Thomas Berning die Veranstaltung mit Ludwig van Beethovens Klavierkonzert C-Dur op. 15. Gefeierter Solist des Abends war erneut der international renommierte Ausnahmepianist Alfredo Perl, 1965 in Santiago de Chile geboren und derzeit Dozent an der Hochschule für Musik in Detmold.

Zu Recht weist Juliane Koeper in ihrem informativen Programmtext auf die fünf Klavierkonzerte im Werkverzeichnis Beethovens hin. Vielleicht darf hier ergänzt werden, dass es zudem ein Klavierkonzert in Es-Dur WoO4 (Werk ohne Opuszahl) des vierzehnjährigen Beethoven sowie die Klavierkonzertfassung op. 61a des Violinkonzertes in D-Dur gibt.

Dass Alfredo Perl seinen Part virtuos und stilsicher meisterte, war zu erwarten. So glänzte er in einer großangelegten Solo-Kadenz des ersten Satzes. Zum dritten Satz, einem Rondo Allegro, gaben er und Thomas Berning dem Orchester ein ungewöhnlich zügiges Tempo vor, durchaus im Sinne Beethovens. Erfreulich auch, wie sicher das diffizile Wechselspiel zwischen Orchester und dem Solisten harmonierte.

Die 4. Sinfonie, die „Tragische" in c-Moll D 417 von Franz Schubert folgte. Zwar greift Schubert Beethovens Stimmung der 5. Sinfonie auf und beginnt den ersten Satz in der Beethovenschen „Tragik-Tonart“ c-Moll, leitet am Ende der Sinfonie ebenfalls in strahlendes C-Dur über: „Per aspera ad astra“ (durch Raues zu den Sternen), dennoch beherrschte der damals 19-jährige Schubert längst seinen eigenen Kompositionsstil. Sichtliche Musizierfreude merkte man sowohl dem Dirigenten als auch den Orchestermitgliedern insbesondere bei der Umsetzung den äußerst kniffeligen Rhythmen im vierten Satz der Sinfonie an.

Als abschließender Höhepunkt des Konzertes erwies sich Beethovens „Fantasie für Klavier, Chor und Orchester" in c-Moll op. 80, die „Chorfantasie" (1808), ausgeführt vom Orchester, der Domkantorei Paderborn, dem Pianisten Alfredo Perl und dem Gesangssolisten-Sextett Lisa Sophie Trendmann und Ana Pinilla Patina (Sopran), Isabell Grübl (Alt), Georg Schneider und Paul Hearn (Tenor) sowie Woojin Shin (Bass). Mit einer längeren, improvisationshaften Einleitung geht die Musik in einen Orchesterpart über, der dann kantatenähnlich in den von Chor und Solisten gekonnt gesungenen Schlussteil wechselt.

Der Text des Gedichtes ,,Schmeichelnd hold und lieblich klingen unsers Lebens Harmonien ... " stammt laut Beethoven-Schüler Carl Czerny von Christoph Kuffner. Sicherlich erinnert diese Komposition an den Schluss der 9. Sinfonie, zumal sich der Text der Chorfantasie leicht auf die Melodie des „Freude, schöner Götterfunken übertragen ließe. Mit dieser eingängigen Musik endete das Festkonzert unter dem stürmischen Beifall der zahl- reichen Zuhörerinnen und Zuhörer.

aus: Westfälisches Volksblatt, Mittwoch, 5. Oktober 2023; Text und Foto Hermann Knaup


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